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Steiermark heute

Die Gemeinderatswahlen sind vorbei, alte und neue Bürgermeisterinnen und Bürgermeister werden eingesetzt. Da tun sich einige Vermutungen und Theorien auf, für die unbedingt die Unschuldsvermutung zu gelten hat. Halten wir zu Beginn den großen Irrtum fest, der in der Steiermark herrscht: Die Landesregierung ist in knapper, aber roter Mehrheit, die Hauptstadt schwarz. Das stellen wir einmal so in den Raum. Die Landesregierung hat nun ein paar Gemeinden fusioniert, um zu sparen. Wo genau die Ersparnisse liegen, wird mit dem Verweis beantwortet, dass das erst in der Zukunft spürbar sein wird, so weit, so politisch akkurat wie gewohnt. Der Verdacht über die wahren Hintergründe der Fusionierungen, der nun schleichend Einzug hält, sieht die politischen Verhältnisse der Hauptstadt als Vorbild und Ausgangspunkt. Nachdem vor ein paar Jahren die Ruralisierung der Stadt Graz gelungen ist, ruralisiert die Hauptstadt nun zurück und versucht, Lederhose und Dirndl wieder ins ganze Land zu bringen, so paradox es auch klingen mag. Konkret geht es um eine Gegend in der Steiermark, die eine rote Bezirkshauptstadt in einem schwarzen Umfeld beherbergte. Da gab es ein paar sehr interessante politische und gesellschaftliche Ideen und Maßnahmen, die vom urbanen Grundcharakter eigentlich in einer größeren oder Hauptstadt zu vermuten sind. Durch die Fusionierung gelang es aber, die Verhältnisse von Steiermark heute wieder ins rechte Lot zu bringen. Zwar sind im Großen und Ganzen die Zugewinne eher rechts aussen zu beobachten, aber aus konservativer Sicht wenigstens eben rechts und nicht links drüben bei den Grünen, wobei wirklich verwundert, warum von konservativer Seite die Grünen immer wieder als ganz ganz Linke bezeichnet werden. Gar so weit rechts aussen wollte man die Konservativen selbst nun auch wieder nicht vermuten. Da ist Identität zu verspüren, zum Anfassen. Die Roten kann man gar nirgendwo mehr vermuten, da ist alles drin, in beide Richtungen offen. Was die Einsparungen durch die Fusionen betrifft, hält man sich aber nach wie vor in beiden regierenden Parteien bedeckt.

In der Zwischenzeit beginnt im Staate Österreich ein Untersuchungsausschuss um eine kaputte Bank. Medienberichten zufolge sollen Zeugen anonym bleiben. Werden diese bedroht? Und von wem? Oder warum werden Menschen offiziell geschützt, die an Betrug direkt oder indirekt teilgenommen oder ihn beobachtet haben? Diese Tatsache könnte man als Hinweis nehmen, dass der Grundcharakter dieses Untersuchungsausschusses eine größtmögliche Verwischung der Geschehnisse als Ziel hat, das funktioniert aber nur mit Wasserzeichnungen auf Beton. Das Wasser verdunstet, und die Zeichnung ist weg. Der Schaden der Bank und nun der Republik wird aber ganz verlässlich bleiben, da dürfte doch auch das Volk erfahren dürfen, wem unter den noch Lebendigen all das zu verdanken ist. Ich denke, man kann jetzt schon anfangen enttäuscht zu sein über diesen Untersuchungsausschuss, genau so wie über den letzten. Zumindest sind es Momente, in welchen die rote Regierungspartei noch wahrnehmbar wird, nämlich wenn es darum geht, Dinge nur nicht zu gründlich und intensiv zu behandeln. Das könnte die Lethargie empfindlich stören und die eigene Freunderlwirtschaft in Verruf bringen. Anderen ist so etwas längst nicht einmal mehr nur vollkommen egal, es gehört zum Establishment.

Widmen wir uns fröhlicheren Dingen zu: Österreich darf den Songcontest 2015 ausrichten. Es gab eine Auswahl an Kandidatinnen und Kandidaten für den heurigen Wettbewerb, von der man sagen kann, dass zumindest kein totaler Unsinn dabei war und einige wirklich interessant. Die Siegerband ist ok, egal, ob man den Song mag oder nicht. Eine sogenannte internationale Zusatzjury hat auch mitwählen dürfen, allerdings waren die gar nicht so weit weg von Österreich, um genau zu sein, wurden irgendwelche Leute in Wien aufgezeichnet, die dann in ihren jeweiligen Sprachen oder auf Englisch ihre Votings vorgelesen haben. Vielleicht hat sich der Untersuchungsausschuss dieses Procedere zum Vorbild genommen: Herzeigen tun wir irgendwelche Zeugen und Bauernopfer, die tatsächlichen Protagonisten bleiben anonym, die halten wir unter Verschluss. Der U-Ausschuss ist aber halt kein Songcontest, und bei der Hypo-Pleite waren nicht keine Leute verantwortlich für eine Finanzkatastrophe so wie es beim Songcontest-Auslandsvoting offenbar keine Votierenden im Ausland gab, sondern sehr wohl welche, manche kennt man bereits, viele andere müssen aber noch dabei gewesen sein in Anbetracht der Schadensgröße.

Und wenn sich manche aufregen, dass der Songcontest zuviel Geld koste, dann müssen sie sich unbedingt darüber aufregen, dass die Haider-Hausbank auch ein bisschen zuviel Geld kostet, immer noch und noch eine ganze Zeit lang und mit bestimmt noch der einen oder anderen Überraschung, die das ganze gewiss nicht billiger machen wird. Anscheinend gehört dieses Desaster zur Normalität und regt nicht mehr auf. Die Ausrichtung des Songcontests verdankt das Land einem Sänger und Travestiekünstler von internationalem Format. Damit haben einige Leute ein Problem. Hiermit kehren wir wieder in die Steiermark zurück, in die österreichische Ruralisierungshochburg. Alle Vorkommnisse in diesem Land – in ganz Österreich, nicht nur in der Steiermark – werden in Wirklichkeit von einer Ziehharmonika und einem leisen Jodeln begleitet. Einer, der diese Ziehharmonika sehr oft betätigt, redet offen über seine Ängste, die ihm unbekannte Erscheinungen wie vermutlich ein Travestiekünstler oder Menschen mit anderen sexuellen Neigungen als ihm vorstellbar einflößen und verdreht dabei ein paar Dinge, was man ihm durchaus übel nehmen kann. Über Dinge, die nicht verstanden werden, muss man nicht unbedingt lauthals in der Öffentlichkeit sprechen. Gleichzeitig wird suggeriert, dass alles, was anders ist, bekämpft werden muss. Die Ironie dabei: Stolz wird präsentiert, welche Kategorien von unterbelichtetem Selbstverständnis in diesem Land nicht nur funktionieren, sondern richtig blühen. Es ist eine zynische Verdrehung der Dinge, als wäre jemals auf dieser Welt ein Mensch von irgendwem für seine heterosexuelle Natur verfolgt worden. Reflexartig spricht jemand von solcher intellektueller Verfassung gleichzeitig von Toleranz. Seine Ängste müssen fürchterlich sein, wenn er damit in die Öffentlichkeit gehen muss und dort die Angstschreie verkündet in Erwartung von Liebe, Zuneigung und Hilfe. Die wird er bestimmt bekommen, hat er doch auch eine breite Unterstützung bekommen in seiner Feststellung, dass es in Österreich keine Töchter gibt. Sein jüngstes Plattencover erinnert an eine Filmszene von Woody Allen, in welchem von der Angst vor Riesenbrüsten erzählt wird, die jemanden schließlich tatsächlich verfolgen. Der Ziehharmonikakünstler ist vielleicht auch von so etwas geplagt einerseits und braucht es andererseits wie einen Bissen Brot. Der Mann wurde in Graz geboren und trägt nun seine rurale Grundstruktur in die Welt. Erschreckend ist, dass er für diesen Schwachsinn auf der Amadeus-Bühne nicht gnadenlos ausgepfiffen wurde, sondern sogar Applaus bekommen hat, auch wenn er überschaubar groß war. Dieser Ziehharmonikaspieler ist abgründig, grotesk und keinen Moment lustig. Und gleichzeitig ein Publikumsliebling. Heimat großer Pfostinnen, Pfosten. Es gilt keine Unschuldsvermutung.
(c) Foto: CC0 Public Domain / FAQ - pixabay...




[Artikel/Walter Schaidinger/17.04.2015]





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